Wenn bei Starkregen das Wasser nur noch so zwischen den Feldsteinen der Ueckermünder Schlossmauer hervorsprudelt, dann ist es für den Tragwerksplaner Christian Kayser allerhöchste Eisenbahn. Denn das kann nichts anderes bedeuten, als dass die Mauer durchlässig und voller Hohlräume ist. „Sie ist nicht mehr standsicher“, sagte er. Man könne auch einsturzgefährdet sagen. Ein loser Stein könne schnell herausrutschen und einen Teil der Mauer zum Einsturz bringen. Deswegen riet er der Stadt im September vergangenen Jahres, die Feldsteinmauer notzusichern. Das wurde mit sandgefüllten Big-Packs getan. Seitdem gehören die dicken Sandsäcke zum Stadtbild.
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Doch nun soll erforscht werden, wie es im Inneren der Mauer aussieht und wie man sie wieder standfest machen kann, so Kayser. Im Auftrag der Stadt und des Baunternehmens Gorkow aus Jarmen rückten am Dienstag eine Kernbohrfirma aus Greifswald an. Vorarbeiter Thomas Wolfgramm markierte die Stellen mit roter Farbe. Axel Körber bediente die Maschine. Die holte zehn Zentimeter dicke Bohrkerne aus der Schlossmauer. Beim ersten Versuch war nach 1,20 bis 1,30 Metern Schluss. „Danach kommt nur noch Geröll“, sagte Thomas Wolfgramm.
Das ist für den Tragwerksplaner, der die Stadt Ueckermünde schon länger bei der Schlosssanierung begleitet, nicht gerade viel. Er wusste zwar, dass es sich bei dem Schlossberg um eine künstliche Aufschüttung handelt, die nicht so eine hohe Baugrundstabilität hat wie gewachsener Boden. Er hatte aber vermutet, dass die Mauer zwischen 1,50 und 2 Metern dick ist. Auch Bürgermeister Jürgen Kliewe war von der ersten Mauerdicke nicht gerade begeistert. „Ich hatte mir auch mehr erhofft“, sagte er.
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Bei der zweiten Bohrung am Nachmittag sah es wesentlich besser aus. „Wir sind auf etwa 3,20 Meter gekommen“, berichtete Axel Köber. Die Mitarbeiter der BAUFA KBS GmbH denken, dass sie ein bis zwei Granitbohrungen am Tag schaffen. Bis Freitag werden sie wohl an der Mauer arbeiten. In der kommenden Woche wollen Arbeiter von oben an die Mauerkrone herankommen.
Erst danach kann entschieden werden, welche Maßnahmen notwendig sind, um die 20 bis 30 Meter lange Mauer im Westen des Schlossbergs wieder standfest zu machen. Dabei gebe es mehrere Möglichkeiten. Da wäre ein Verpressen von Mörtel in die Hohlräume denkbar, erläuterte Christian Kayser. „Der Worst Case wäre, wenn wir die Mauer hochnehmen müssten“, sagte er. Aber das könne er noch nicht sagen. Jürgen Kliewe sagte, er verlasse sich ganz auf die Erfahrung der Fachleute, welche Variante zur Mauersicherung am Ende gewählt wird. Er wünschte sich aber für die Stadtkasse, dass es nicht die teuerste werden muss.
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