Vermutlich würden die Macher beim Fußball-Oberligisten Torgelower FC Greif und beim Verbandsligisten FSV Einheit Ueckermünde gern auf diese „Rekorde” verzichten. Allein, ohne diese „Rekorde” würden sie wohl auch nicht in den Ligen kicken, in denen die Vereine gerade sind.
In ihren Spielklassen haben die beiden vorpommerschen Clubs die meisten ausländischen Fußballer im Kader. Beim TFC Greif stehen 14 „Legionäre” unter Vertrag, in Ueckermünde sind es immerhin neun: Einheit-Trainer Thorsten Bergin sieht darin null Probleme: „Man muss da ganz klar sagen, nur durch diese Spieler können wir Verbandsliga spielen.” Im ohnehin dünn besiedelten Vorpommern ist man längst an seine Grenzen gestoßen, wenn man höherklassigen Fußball spielen möchte. „Viele Trainer und junge Spieler sind weggegangen, weil die Perspektive fehlte. Dadurch ist eben auch die Jugendarbeit vernachlässigt worden. Heute fehlt es daher oft einfach an der Qualität. Wir baden das aus”, meint Bergin.
Von einem Fußball-Söldnertum, so der Einheit-Trainer, sei man aber meilenweit entfernt: „Viele polnische Spieler arbeiten und wohnen mittlerweile hier in Ueckermünde.” Diesen Weg geht man seit einigen Jahren auch beim Oberligisten Torgelow: Mit einem guten Job und einer überschaubaren Aufwandsentschädigung lockt man dort vor allem Fußballer aus dem Großraum Stettin zu Greif. „Klar hätten alle gern eine Mannschaft nur aus einheimischen Fußballern, aber das ist doch Utopie”, sagt Peter Jandt, Sportlicher Leiter beim TFC Greif. Ohne die Kicker aus dem Nachbarland würde Greif keine Oberliga spielen können.
Jandt sieht auch keine Probleme bei der Identifikation zwischen Fans und einer mit Ausländern gespickten Greif-Mannschaft. „Es wird immer Fans geben, die das nicht gutfinden, und das ist in Ordnung. Viele polnische Spieler wohnen aber mittlerweile hier, haben gute Jobs”, sagt Jandt: Der Fußball sei ja eben auch ein Spiegelbild der Gesellschaft: „Wie überall fehlen massenhaft Fachkräfte. Wir haben das für uns längst angenommen.”
Identifikationsprobleme zwischen Fans und Mannschaft kann derweil auch Thorsten Bergin nicht ausmachen. „Wie schon gesagt, viele Polen leben mittlerweile hier. Das ist alles völlig normal”, erklärt der Ueckermünder Cheftrainer. Torgelows Sportdirektor bringt noch einen anderen Punkt an, warum man mehr auf Spieler aus Polen zurückgreifen muss. „Es gibt ja auch deutsche Talente hier bei uns, aber viele wollen sich einfach nicht mehr quälen, um Oberliga spielen zu können. Denen reicht bisschen rumkicken. Das macht mich schon traurig”, sagt Peter Jandt. Polnische Spieler seien da anders, hätten eine andere Mentalität: „Die wollen einfach gut Fußball spielen. Und charakterlich sind die Jungs außerdem alle top.”
Dass sie mit ihren Vereinen die „Legionärs-Wertung” anführen, haben indes beide Verantwortliche nicht gewusst. Nach dem Torgelower FC Greif steht der CFC Hertha 06 Berlin laut Internetplattform transfermarkt.de mit 13 ausländischen Kickern auf Platz zwei, gefolgt vom Rostocker FC und Victoria Seelow (je 10). Bei der TSG Neustrelitz kicken neun Ausländer. Nur Deutsche im Kader haben Hansa Rostock II und der RSV Eintracht Stahnsdorf.
In der MV-Verbandsliga stehen Dynamo Schwerin und Boizenburg mit sieben „Legionären” auf Rang zwei. Der SV Siedenbollentin, Güstrow, Kühlungsborn, der SV Pastow und der Penzliner SV verzichten ganz auf ausländische Fußballer.
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