Am Ende war kein Krümel mehr übrig. Die schwere Kaffeekanne wollte keinen einzigen Schluck mehr ausspucken, und selbst das kleinste Wurstbrot fand einen letzten hungrigen Käufer. Zufrieden schüttelte Uwe Bremer das rosa Schweinchen mit dem dicken Schlitz auf dem Rücken. „Klingt schon mal ganz gut.”
Die lauten Münzen, die da jetzt im Bauch der wohlgenährten Spendensau klackerten, gingen zuvor im Austausch für belegte Brötchen und Getränke nahezu im Minutentakt über die Theke des Imbissstandes in der Turnhalle. Der Sport- und Athletenverein (SAV) Torgelow-Drögeheide, dessen Vorsitzender Uwe Bremer ist, hatte sich dazu entschieden, alle Einnahmen, die beim verbandsinternen Ringerturnier seines Vereins am Samstag in Spechtberg für Speis und Trank erzielt wurden, zu spenden. „Wir wollen drei Familien unterstützen, die wegen des Kriegs aus der Ukraine flüchten mussten”, erklärte Bremer das Vorhaben.
Bei den Familien handelt es sich um Verwandte von Kostiantyn Babchenko, Magomed Elsnukaev sowie Nazar und Daniil Shrubkovskyi. Die vier Jungs, allesamt als Nachwuchs-Ringer beim SAV Torgelow aktiv, vereint nicht nur die Vorliebe für den Kontaktsport, sondern auch die Heimat ihrer Verwandten. Familienmitglieder der Brüder Nazar und Daniil leb(t)en ebenso wie Angehörige von Kostiantyn und Magomed in der Ukraine, mussten das osteuropäische Land nach dem von Russland begonnen Krieg zuletzt jedoch fluchtartig hinter sich lassen, um in Deutschland Schutz zu suchen.
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Hier soll ihnen der Geldbetrag aus dem Imbissverkauf der Ringer als kleine Starthilfe dienen. „Wir konnten tatsächlich alles verkaufen”, freute sich Uwe Bremer über die Solidarität von Seiten der Ringerfamilie. „Viele legten noch ein paar Euro drauf.” Exakt 368 Euro und 27 Cent befreite Bremer nach dem Turnier aus dem klimpernden Sparschwein. Den krummen Betrag will der Vereinschef nun mit Münzen aus der Vereinskasse aufrunden. „Wir werden insgesamt 500 Euro an die Familien weitergeben.”
Ab sofort gibt es beim Verein auch eine Sammelstelle für Sach- und Kleiderspenden. „Wir sammeln gezielt einige wichtige Dinge, mit denen der ukrainischen Bevölkerung geholfen werden könnte”, sagte Uwe Bremer. Benötigt würden unter anderem Winterkleidung, Schlafsäcke und warme Decken, ungeöffnete Medikamente, Hygieneartikel und Windeln, haltbare Baby- und Kindernahrung, Konserven, Verbandskästen sowie Batterien und Powerbanks. Zur Lagerung und Sortierung wird der SAV Torgelow eine Umkleidekabine in der Turnhalle in Spechtberg nutzen. Dort können die Spenden ab sofort täglich zwischen 17 und 18 Uhr abgegeben werden. Anschließend soll das Gesammelte zum Round Table Torgelow gebracht werden, der sich um den Transport nach Osteuropa kümmen wird. Alle Spenden sollten nach Möglichkeit verpackt und zur besseren Übersicht auf Deutsch beschriftet sein. „Wir werden die Beschriftung dann auf Russisch und Ukrainisch übersetzen”, erklärte Bremer.
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