Auch in dieser Pandemie-Zeit sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiterhin die häufigste Todesursache. Eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Die Patienten sind oft noch gar nicht so alt, meist sogar jünger als 70 Jahre. Oft leiden sie bereits unter Bluthochdruck, Übergewicht, Nierenschwäche. Bewegung fällt ihnen schwer, also bewegen sie sich immer weniger. Wenn dann irgendwann festgestellt wird, dass auch das Herz bereits krank ist, dann ist die Herzschwäche schon weit fortgeschritten und die Behandlung langwierig. Leider lässt sich eine Veränderung des Herzmuskels nur mit einer speziellen Untersuchung frühzeitig erkennen, sagt Dr. Gisela Thiede vom Herzzentrum Berlin. Sie gehört zu einem Team von Ärzten und Wissenschaftlern, die sich mit einer frühestmöglichen Diagnose der Herzinsuffizienz beschäftigen. Deutschlandweit leiden rund 2,5 Millionen Menschen an Herzschwäche. „Eine Magnetresonanztomografie (MRT) ermöglicht eine frühzeitige Erkennung und Therapie dieser gefährlichen Volkskrankheit, leider ist sie auf dem Land meist nicht verfügbar“, sagt Dr. Thiede.
Mit dem Projekt „HerzCheck“ werden diese MRT-Untersuchungen des Herzens jetzt auch in ländlichen Regionen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns möglich gemacht. Im Oktober machte eine mobile MRT-Einheit bereits am Kreiskrankenhaus Wolgast Station, am 13. Dezember steht der Truck am Ameos-Krankenhaus Ueckermünde. Geschultes medizintechnisches Personal führt dort die MRT-Untersuchung unter 3G-Bedingungen durch. Die Untersuchung dauert nur zehn bis 15 Minuten. Die Untersuchungsdaten werden unter Beachtung aller Datenschutzvorgaben online an das Deutsche Herzzentrum Berlin übermittelt und dort durch ein geschultes Fachärzteteam ausgewertet. „Die Spezialisten des Berliner Herzzentrums sind telemedizinisch zugeschaltet und können von den Patienten auch befragt werden“, sagt Gisela Thiede.
Das HerzCheck-Team hat sich an die Hausärzte der Region gewandt und wird dabei vom Ärztebund Haffnet unterstützt. „Die Hausärzte können ihre Risikopatienten untersuchen lassen, sie erhalten die Diagnose und entscheiden über das weitere Vorgehen“, sagt HaffNet-Geschäftsführer Andreas Meinhold. Außer der MRT-Untersuchung wird auch noch eine Blutanalyse vorgenommen, die nicht ins Budget der Hausärzte fällt. Ein Jahr nach der Erstuntersuchung wird der gesundheitliche Zustand aller Patienten mit auffälligem Befund erneut untersucht und der Therapieerfolg wissenschaftlich evaluiert.
„Wir haben bereits alle HaffNet-Ärzte informiert, unterstützen aber auch gern alle anderen Ärzte, die die Möglichkeit des HerzCheck-Programms für ihre Patienten nutzen wollen“, ergänzt Andreas Meinhold. Unter Telefon 039771-537878 ist die Geschäftsstelle von 8 bis 15 Uhr zu erreichen. Einziger Wermutstropfen: Das Programm greift nur für Patienten der AOK Nordost. Das Projekt unter medizinischer Leitung des Deutschen Herzzentrums Berlin wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit mehr als 7 Millionen Euro gefördert.
Partner sind die AOK Nordost, die Firma medneo als Betreiberin der mobilen MRT-Systeme und der IT-Technologie, das Herz- und Gefäßzentrum Bad Bevensen, die Universitätsmedizin Göttingen, die Universitätsklinik Köln sowie das Universitätsklinikum Heidelberg.
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