In Mecklenburg-Vorpommern geht die Zahl der Demonstranten, die gegen Corona-Beschränkungen und eine mögliche allgemeine Impfpflicht auf die Straße gehen, weiter zurück. Wie Polizeisprecher erklärten, wurden am Montag landesweit etwas mehr als 4000 Frauen und Männer bei Protestzügen und -versammlungen gezählt. Das waren erneut etwa zehn Prozent weniger als in der Vorwoche. Damit hat sich die Zahl der Teilnehmer bei den Protesten, die sich nun auch gegen die gestiegenen Lebenshaltungs- und Treibstoffpreise richten, seit Mitte Februar in etwa halbiert.
Die Proteste verliefen bis zum frühen Abend laut Polizei überall friedlich.
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Mehrere Redner kritisierten, dass die Corona-Beschränkungen in Mecklenburg-Vorpommern vom Landtag vor wenigen Tagen noch weiter verlängert wurden. Die meisten Protestteilnehmer gab es laut Polizei in Rostock: rund 770. In Schwerin waren es den Angaben zufolge rund 730. Dort habe eine noch unbekannte Person ein Ei aus dem Fenster eines Hauses auf den Aufzug geworfen, teilte die Polizei mit. Getroffen wurde niemand. Es sei ein Strafverfahren eingeleitet worden.
Die aktuell beschlossene Hotspot-Regelung ermöglicht bei hohen Infektionszahlen weitere Schutz-Maßnahmen. Die strengeren Regeln sollen in Mecklenburg-Vorpommern vorerst bis zum 27. April gelten.
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In Neustrelitz waren laut Polizei 172 und in Waren 125 Demonstranten unterwegs. In Malchow gingen 78 Menschen auf die Straße und in Röbel sogar 150 Menschen. Wie gewohnt verliefen die Demonstrationen friedlich. Es fanden wieder Kundgebungen statt und die Protestanten liefen die üblichen Strecken durch die Städte, begleitet durch die Polizei. „Es gab keine Zwischenfälle”, teilt Alexander Gombert von der Polizeiinspektion Neubrandenburg mit.
Die meisten Teilnehmer gab es mit laut Polizei 460 erneut in Neubrandenburg. Dieses mal ging es vom Marktplatz aus durch das Stargarder Tor, bis hin zur Bergstraße. Nach den verkündeten Lockerungen von Bund und Ländern sprechen sich die Teilnehmer vor allem dagegen aus, einzelne Maßnahmen doch noch zu verlängern.
Auf dem Marktplatz hielten Demonstranten Flaggen der Ukraine und vieler anderer europäischer Staaten in die Luft. Auch eine russische Flagge wurde gezeigt.
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Auch in Vorpommern gab es am Montag erneut Corona-Proteste. Ab 18 Uhr kamen in Anklam rund 45 Menschen zur Demonstration zusammen, die anschließend wie in den Wochen zuvor von der Polizei begleitet durch die Stadt ziehen wollten.
Rund 130 Teilnehmer haben derweil am Protestzug gegen die Corona-Regeln in Pasewalk teilgenommen. Organisator Dirk Stegemann kritisierte die zahlreichen Auflagen und Vorschriften für die Demo. Das sei Schikane, meinte er. Er übte auch Kritik an Pasewalks Pastor Johannes Grashof, der auf einer Friedensmahnwache in der Vorwoche gesagt hatte, die russische Propaganda habe einen „kurzen Dienstweg“ zu den „Corona-Schwurblern und Querdenkern in Deutschland“. Das sei „Hetze von einem scheinheiligen Vertreter der Kirche, der sich als moralische Instanz aufspiele.“
Für Heinz Timm, den Organisator der montäglichen Demos in Penkun, haben die sinkenden Teilnehmerzahlen der Protestveranstaltungen mit der Angst zu tun, gesehen und gemobbt zu werden. „Leider werden noch immer Impfskeptiker ausgegrenzt und angefeindet“, sagt er. Auch er kritisierte den Pastor aus Pasewalk. Wer gegen Andersdenkende hetze, könne nicht wirklich friedliebend sein. „Was soll diese Polarisierung? Die Allermeisten von uns sind auch für den Frieden und gegen den Krieg Putins. Wir haben dem hier mehrfach Ausdruck verliehen. So etwas macht mich unendlich traurig und wütend. Kann man denn nicht gemeinsam für den Frieden und für Grundrechte sein? Ich meine, da besteht ein Zusammenhang“, meinte Timm.
Mit den Corona-Maßnahmen sei es noch lange nicht vorbei. Es sei zu befürchten, dass die allgemeine Impfpflicht im nächsten Monat durchgewunken werde. Eine verpflichtende Impfung sei aber grundgesetzwidrig.
Zum 15. Mal startete am Montagabend der Spaziergang gegen eine allgemeine Impfpflicht und gegen die Corona-Politik von Bund und Land in Teterow. Etwas mehr Teilnehmer hätte sich Versammlungsleiter Christian Wolter schon gewünscht für den Jubiläums-Protestzug. Etwa 50 und damit noch einmal weniger als in der Vorwoche reihten sich in den Spaziergang ein, der vom Markt unter anderem durch die Malchiner Straße und die Börnungstraße führte.
Warum es immer weniger Demonstranten werden, dafür hat Wolter eine Erklärung: „Viele Menschen haben einfach den Glauben daran verloren, dass mit den Protesten etwas bewirkt werden kann“, meint er. Er selbst habe diese Hoffnung aber noch längst nicht aufgegeben, versicherte er.
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